[Rezension] Olga Grjasnowa – "Gott ist nicht schüchtern"

Olga Grjasnowa – Gott ist nicht schüchtern
Gegenwartsliteratur

Verlag: Aufbau-Verlag
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München, unter Verwendung eines Motives von FinePic®, München
ISBN 13: 978-3-351-03665-2
Seiten: 309 Seiten
Erschienen: 17. März 2017

Buchrückentext
„Amal und Hammoudi sind jung, schön und privilegiert, und sie glauben an die Revolution in ihrem Land. Doch plötzlich verlieren sie alles und müssen ums Überleben kämpfen. Sie fliehen. Ein erschütterndes, direktes und unvergessliches Buch.“

Meine Meinung
Ich habe das Buch gewonnen, und ich gestehe, dass ich im Buchladen sicherlich nicht zu dieser Geschichte gegriffen hätte, auch wenn ich den Titel wirklich klasse finde – der Klappentext hat mich nicht so recht angesprochen, trotzdem wollte ich dem Buch eine Chance geben.

Die Geschichte besteht aus drei Teilen und der Einstieg gelingt mühelos. Es gibt zwei Erzählstränge, die sehr lange parallel laufen, und als Leser wartet man darauf, wie sie nun endlich zusammenkommen und was das dann für die Geschichte bedeutet. Jeder Erzählstrang hat einen Protagonisten – zum einen die junge Amal, die in Syrien lebt und an die Revolution glaubt, zum anderen Hammoudi, der eigentlich in Paris lebt und nur zur Verlängerung seines Visums seine alte Heimat besucht – doch dann nicht mehr ausreisen darf. Auch er schließt sich der Revolution an. Beide Charaktere sind ganz unterschiedlich und erleben auch ganz verschiedene Dinge – sowohl, was ihnen im eigenen Land geschieht als auch, was sie als Flüchtlinge dann im Laufe der Geschichte erleben.

Beide Charaktere sind mir sehr fremd geblieben, nicht weil sie unsympathisch waren, sondern weil alles, was geschieht, sehr kühl und distanziert berichtet wird. So habe ich mich auch nicht wie in einem Roman gefühlt, sondern eher wie in einer Berichterstattung. Zwar ist der Schreibstil sehr präzise, aber halt kühl und völlig emotionslos – ich habe mich nicht inmitten der Geschichte gesehen, sondern als Außenstehender, der alles nur betrachtet. Vielleicht wollte die Autorin so das Geschehen als solches wirken lassen, ohne dass Emotionen es beeinflussen – bei mir ist das aber nur zum Teil gelungen. 

Die beiden erleben Schreckliches – manches kannte ich aus den Medien, manches war mir aber neu. An Grausamkeiten wird nicht gespart und das rüttelt schon noch mal wach – Grausames geschieht aber nicht nur in Syrien, sondern auch in den Ländern, in die die beiden flüchten; und das ist wirklich beängstigend. 

Trotz aller Grausamkeit ist die Geschichte eher eine ruhige – Spannung ist bei mir nicht aufgetreten, höchstens in dem Sinne, dass ich entgegengefiebert habe, wie die beiden Erzählstränge sich verknüpfen werden. Das Ende hat mich dann leider völlig enttäuscht – nicht nur, weil es kein Ende ist und die Geschichte einfach mittendrin aufzuhören scheint, sondern weil einfach viel zu viele Fragen offen geblieben sind und ich eine spezielle Entscheidung einfach nicht verstanden habe. Schade – dadurch hat nun das ganze Buch einen schalen Beigeschmack behalten. Eine Bewertung finde ich sehr schwer – betrachtet man es als Bericht, so bietet es viele Fakten, als Roman hat es für mich leider nicht gut funktioniert. Ich gebe 3 von 5 Sternen.  

Mein Fazit
Das Thema ist interessant, doch leider hat mich der Schreibstil nicht überzeugen können – sehr kühl und präzise erinnert er eher an eine Berichterstattung als an einen Roman und so sind mir die beiden Protagonisten auch die ganze Zeit über fremd geblieben. Dabei bietet die Geschichte eigentlich viel Emotion durch all die Grausamkeiten, die die beiden erleben. Ich kann so leider nur 3 von 5 Sternen vergeben. 


3 Kommentare:

  1. Eine sehr gelungene Rezension, liebe Sabine.
    Du weißt ja schon, dass es mir sehr ähnlich ergangen ist.
    Liebste Grüße, Hibi

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  2. Oh weh....das Buch stand auf meiner Wunschliste ganz oben, aber ich habe schon bei Hibi gesehen, dass es ihr nicht soo gut gefallen hat. Nachdem es ja auch gebraucht noch sehr teuer ist, wird es dann wohl mal von meiner WL entfernt werden....
    Liebe Grüße
    Martina

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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