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[Rezension] Nancy Salchow - "Kirschblütentage"

Nancy Salchow - Kirschblütentage
Frauenroman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Polly Eltes / plainpicture / Narratives
ISBN-13: 978-3-426-51503-7
Seiten: 335 Seiten
Erschienen: 3. November 2014

Buchrückentext 
„Eine Plastikrose mit einer Uhr in der Mitte, ein Teelichthalter aus grünem Glas, ein altes Buch – drei von vielen Dingen, die die zerstrittenen Eltern Jasmin und Vincent und ihre heftig pubertierenden Kinder plötzlich überall im Haus finden. Gegenstände, die Erinnerungen wecken an eine Urlaubsreise voller Lachen, an den Duft von warmem Apfelkuchen oder an die Kirschblüten auf dem Weg zum Haus in den Anfangszeiten einer Ehe. Aber diese Funde sind kein Zufall. Sorgfältig hat Emilia, die kürzlich verstorbene Großmutter, in ihren letzten Tagen diese Spuren gelegt. In der Hoffnung, ihre auseinanderbrechende Familie wieder zusammenführen zu können. Doch ist der Zauber der Erinnerung stark genug?“

Meine Meinung
Ein berührender und warmherziger Roman über eine Familie, deren Glück im Alltag verlorengegangen ist, die es aber schafft, sich zu besinnen, was sie als Familie einmal ausgemacht hat.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Man ist direkt drin in der Geschichte und fühlt sich als Teil der Familie, die gerade eine schwere Zeit durchmacht, die aber wie durch ein unsichtbares Band von Emilia, der kürzlich verstorbenen Groß- bzw. Schwiegermutter, zusammengehalten wird.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, sie wirken mit ihren Ecken und Macken sehr authentisch und wirken wie aus dem Leben gegriffen. Vincent, der sich in Arbeit verliert, um seine Familie zu ernähren, dabei aber leider immer weniger Zeit zuhause verbringt und irgendwann es auch nicht mehr als solches sieht und sich Nähe bei einer Geliebten holt. Jasmin, die in ihrer Mutterrolle gänzlich aufgeht und sich selbst stets hintenanstellt – jetzt aber muss sie schmerzlich erkennen, dass sie sich mit ihren eigenen Wünschen und Träumen völlig aufgegeben hat. Die beiden pubertierenden Kinder Kea und Philipp haben zudem noch eigene Sorgen und fühlen sich von den Erwachsenen völlig unverstanden. Auch wenn ich mich nicht unbedingt mit einem der Charaktere identifizieren konnte, mochte ich doch jeden auf seine Art und Weise, eben weil sie so natürlich und echt gezeichnet waren und mir vorkamen wie Menschen aus dem richtigen Leben.

Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, innerhalb der Kapitel gibt es Abschnitte, die aus Sicht jeweils eines der Familienmitglieder geschrieben ist. Da der Name vorweg steht, kann man da gar nicht durcheinander kommen - so bekommt man einen wundervollen Einblick in das Gefühlsleben und die Gedankenwelt der einzelnen Familienmitglieder, die zum Teil auch in die Vergangenheit zurückblicken, so dass man sie auch „in glücklichen Tagen“ kennenlernt. Der Schreibstil ist einfach und eher umgangssprachlich, passt sich aber an die jeweiligen Personen an, aus deren Sicht ein Kapitel gerade geschrieben ist. Ich fand ihn sehr angenehm und flüssig zu lesen, so dass die Seiten einfach so dahingeflogen sind. Ich fühlte mich richtig eingenommen von der Geschichte, habe mit den verschiedenen Personen gelitten und trotz der nun wenigen Seiten des Buches eine wunderbare Wärme und Geborgenheit verspürt.

Vielleicht ist die Geschichte so berührend, weil sie im Grunde so banal und leider auch typisch ist für viele Menschen. Sich im Alltag zu verlieren – als Familie, aber auch als Alleinstehender - ist immer eine große Gefahr. Doch mit offenen Augen kann man diese Gefahr erkennen und hat dann immer auch die Möglichkeit, für sich oder für die Familie oder auch für beides zu kämpfen. Mir hat die Geschichte wirklich Mut gemacht, Dinge anzugehen, auch wenn sie erst mal unlösbar erschienen. Schade fand ich nur, dass das Ende ein wenig überstürzt und plötzlich gekommen ist – nachdem sich die Geschichte um Jasmin und Vincent langsam entwickelt hat, fand ich das Ende etwas abrupt und hätte mir auch hier ein paar mehr Seiten gewünscht. Der Lesefreude hat dies aber keinen Abbruch getan, denn ich habe „Kirschblütentage“ als eine rundum gelungene Familiengeschichte empfunden.

Mein Fazit
Ein warmherziger und berührender Familienroman um das alltägliche Glück, dass leider viel zu schnell verloren gehen kann, wenn man nicht drauf aufpasst. Eine sympathische und wie aus dem Leben gegriffene Familie, ein wunderbar leichter und gut zu lesender Schreibstil und eine Entwicklung, die Mut macht und einen mit einem Lächeln auf den Lippen das Buch zuschlagen lässt – mir hat diese Familiengeschichte gut gefallen und nur wegen des zu plötzlichen Endes ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4/5 Sternen.


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