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[Rezension] Lucy Dillon - "Das kleine große Glück"

Lucy Dillon - Das kleine große Glück
Gegenwartsliteratur

Verlag: Goldmann-Verlag
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur München
Umschlagbild: Getty Images / esthAlto / Matthieu Spohn; FinePic®, München
ISBN-13: 978-3-442-48217-7
Seiten: 543 Seiten
Erschienen: 15. Dezember 2014

Zum Inhalt 
Gina ist 33 Jahre alt und hat in ihrem Leben schon viel durchmachen müssen: Früh den Vater verloren, ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, eine zum Glück überstandene Krebserkrankung, eine Ehe, die dem Alltag nicht mehr standhalten kann. Als ihr Mann ihr eröffnet, eine andere Frau zu lieben, bricht zunächst eine Welt zusammen, doch nach und nach sieht sie in der Trennung auch eine Chance – eine Chance, endlich ihr eigenes Leben zu leben und es sich so einzurichten, wie sie selber es mag.

Meine Meinung
Leider bin ich nur sehr schlecht in die Geschichte reingekommen und fand die ersten 150 Seiten sehr langatmig und verwirrend. Dann aber hat es mich gepackt, ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen und habe den Rest des Buches innerhalb weniger Stunden verschlungen.

Es geht um die 33-jährige Gina, die nach vielen Schicksalsschlägen und letztlich der Trennung von ihrem Mann ihr Leben überdenkt, dabei oft in die Vergangenheit schaut und sich immer wieder fragt, wie diese ihre Gegenwart und Zukunft beeinflusst. Erst ein neuer beruflicher Auftrag sowie neue Freunde lassen sie ihr wahres Leben und das Glück, das sich oft in Kleinigkeiten findet, erkennen.
Der Klappentext hat bei mir eine ganze andere Vorstellung des Buches ausgelöst – nach ihm geht es für Gina nach ihrer Trennung vor allem darum, die für sie 100 wichtigsten Dinge zu finden, die sie aus ihrem alten Leben mitnehmen will. Doch dem ist nicht so, diese „Idee der 100 Dinge“ wird nicht konsequent zu Ende gedacht, im Verlauf der Geschichte von einer anderen abgelöst (die ich hier nicht verraten will) und letztlich fast gänzlich verlassen.

Die Geschichte ist wirklich schön und hat man sich erst mal an die anfangs verwirrenden Zeitsprünge gewöhnt, ist es ein Buch zum Ein- und Abtauchen und zum Wohlfühlen.

Doch an den Stil des Buches musste ich mich erst mal gewöhnen. Zwar gibt es Kapitel, denen immer voransteht, in welcher Zeit es spielt, doch gibt es innerhalb der Kapitel immer wieder zusätzliche Zeitsprünge, die nicht angekündigt sind und sich erst beim Lesen als solche entpuppen. Gerade zu Anfang fand ich das sehr verwirrend, und oft konnte ich die Personen, die auf einmal auftauchten, nicht richtig einordnen.
Vor jedem Kapitel wird zudem ein Gegenstand benannt und beschrieben und zunächst dachte ich, das seien nun die 100 Dinge, um die es nach dem Klappentext vorrangig gehen soll. Doch meist hat dann der beschriebene Gegenstand kaum Bezug zum Geschehen im Kapitel, und hat damit für mich auch seine Wichtigkeit verloren.

Als ich dann aber alle Personen kannte und nicht mehr versucht habe, mich nach den Zeitangaben vor Kapitelbeginn zu richten oder den beschriebenen Gegenständen eine besondere Wertigkeit zu geben, klappte es mit dem Lesen viel besser, endlich stellte sich ein Lesefluss ein und ich habe mich im Buch richtig wohlgefühlt.

Das liegt vor allem an den Charakteren, die ich alle wunderbar gestaltet fand und direkt ins Herz geschlossen habe. Gina ist eine patente Frau, die sich zwar in einem Tief befindet, die sich aber nicht unterkriegen lässt und es immer wieder schafft, sich selbst aus der drohenden Versenkung zu ziehen. Ihre Entwicklung, die sie im Buch durchmacht, fand ich wirklich beeindruckend – und obwohl es ein bisschen unglaublich erscheint, fand ich es dennoch authentisch. Dabei haben Gina natürlich andere Menschen geholfen, nennen möchte ich vor allem ihre beste Freundin Naomi, die diesen Titel zu Recht trägt und wirklich für ihre beste Freundin da ist und Nick, ein interessanter Mensch, den Gina durch ihre Arbeit kennenlernt, mit dem sie sich sehr gut versteht – zwischen ihnen entwickelt sich schon bald eine intensive Freundschaft. Ganz toll fand ich auch Buzz, einen ganz speziellen Freund, der auf seine Weise zeigt, wie wichtig Liebe, Freundschaft und vor allem auch  Vertrauen ist – nicht nur zwischen den Menschen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, lässt sich leicht und flüssig lesen und manchmal verstecken sich auch weise Gedanken hinter dem Geschriebenen. Mehrmals musste ich innehalten, um über eine Sache nachzudenken, vor allem aber regt das Buch an, auch über Eigenes zu reflektieren und sich von Gewesenem zu trennen – seien es Gegenstände oder auch blockierende Erinnerungen.

Die ersten 150 Seiten fand ich leider sehr langatmig und verwirrend durch die verschiedenen Figuren und Zeitsprünge. Zum Glück aber habe ich durchgehalten, denn ich bin dann belohnt worden mit einer berührenden, fesselnden und vor allem mutmachenden Geschichte. Auch wenn es kein ausschließliches Happy End gibt, war ich am Ende doch versöhnt und habe das Buch mit einem guten Gefühl im Bauch zugeschlagen.

Mein Fazit
Der Einstieg und die ersten 150 Seiten sind leider langatmig und verwirrend, hält man aber durch, wird man mit einer berührenden und nachdenklich stimmenden Geschichte belohnt. Der angenehme Schreibstil, die toll ausgearbeiteten Charaktere und die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt haben die zweite Hälfte des Buches zu einem Lesegenuss gemacht – vor allem das versöhnliche Ende und das gute Gefühl, dass das Buch bei mir hinterlassen hat, machen diese Geschichte zu etwas besonderem.

Vielen Dank an den Goldmann-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

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